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Der 33. Bundesligaspieltag -
German League match day 33 (Season 2000/2001)
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Karsten Löpp`s Fußball-Kolumne

Ein bewegter 33. Spieltag liegt hinter der Fußball-Bundesliga. Eine Runde vor Toresschluss scheint in der Meisterschaft eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Während die favorisierten Schalker eine überraschende Niederlage gegen Abstiegskandidat VfB Stuttgart hinnehmen mussten, konnten sich die Bayern in der Schlussphase in einem packenden Spiel mit 2:1 gegen Kaiserslautern durchsetzen. Doch alles der Reihe nach.

Lange Zeit lief alles für die Knappen aus Gelsenkirchen, die sich mit einem Unentschieden gegen die Schwaben zufrieden zu geben schienen. Denn die Bayern lagen derweil zeitweise in Rückstand, und zumindest an einem Remis gegen die Lauterer schien sich nichts mehr zu ändern. Doch dann brach eine sensationelle Schlussphase heran, an die sich Fußball-Deutschland noch lange zurück erinnern wird. Innerhalb von 7 Sekunden wendete sich das Blatt, und die Bayern scheinen nun vor ihrer dritten Meisterschaft in Folge und der siebzehnten in der Vereinsgeschichte zu stehen. In der 89. Spielminute markierte Krassimir Balakov (zuletzt stark in die Kritik geraten) mit einem fulminanten Distanzschuss das 1:0 für den VfB Stuttgart. Ein Treffer aus heiterem Himmel, da sich der VfB zuvor lediglich auf das Halten des Unentschiedens beschränkte und wenig bis gar nichts für den eigenen Spielaufbau tat. Nur sieben Sekunden später kam im Münchner Olympiastadion der just eingewechselte Alexander Zickler zu einem sehenswerten Treffer, mit dem er sich den Frust der verkorksten letzten Wochen von der Seele schoss.

Nun liegen die Bayern einen Spieltag vor Schluss mit drei Punkten Vorsprung vor Verfolger Schalke 04. Doch wer die Bundesliga kennt, weiß, dass dies noch lange nicht die Entscheidung gewesen sein muss. Erinnern wir uns an den letzten Spieltag der vergangenen Saison zurück. Bayer Leverkusen, damals noch von dem "verschnupften" Christoph Daum trainiert, lag ebenso scheinbar uneinholbar mit drei Punkten vor den Bayern. Am letzten Spieltag kassierte die Werkself jedoch eine sensationelle Niederlage gegen den Provinzklub Unterhaching, die die Bayern damit zum Meister machten. Diese setzten sich souverän gegen Werder Bremen durch und machten die Überraschung damit perfekt.

Sicherlich ist das Nervenkostüm der Bayern fester als das der damaligen Leverkusener, und auch das Selbstvertrauen der Münchner dürfte nach den Erfolgen der letzten Wochen (u.a. der Einzug ins Champions-League-Finale nach den überzeugenden Siegen gegen Real Madrid) durchaus beachtlich sein. Doch gerade diese Spielzeit hat bewiesen, dass jeder jeden zu schlagen in der Lage ist. Und in einem ausverkauften Hamburger Volksparkstadion müssen die Münchner auch erst einmal den noch nötigen Punkt einfahren. Denn das bessere – und möglicherweise entscheidende – Torverhältnis können die "Blauen" vorweisen. Bleibt nur abzuwarten, wie sich denn die Schalker gegen die Hachinger aus der Affäre ziehen, die wie jedes Jahr noch um den Klassenerhalt bangen und auch diesmal wieder zum Zünglein an der Waage werden könnten.

Trotz der vermeintlichen Entscheidung wartet also noch ein bewegter letzter Spieltag auf die deutschen Fußballfans.

Doch nicht nur in den oberen Tabellenregionen, wo sich Dortmund und Leverkusen für die Champions-League-Qualifikation in Position brachten, geht es drunter und drüber. Neben dem VfL Bochum, der sich schon vor Wochen als erster Absteiger präsentierte, steht nun auch die Frankfurter Eintracht als neuer Zweitligist fest. Der als Retter engagierte Trainer Friedel Rausch konnte aus sechs Partien nur drei Punkte einfahren und begleitet seinen Klub nun als Teamchef in die Regionen der zweiten Bundesliga. Sein Nachfolger als Coach der Elf soll nun Martin Andermatt werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich der angepeilte sofortige Wiederaufstieg realisieren lässt. Machte die Mannschaft doch zuletzt nicht den Eindruck, als ob besondere Reserven in ihr schlummern. Um den dritten Abstiegsplatz duellieren sich weiterhin der FC Energie Cottbus, sowie die SpVgg Unterhaching. Der dritte im Bunde, der VfB Stuttgart, konnte sich durch seinen sensationellen Erfolg gegen die Schalker uneinholbar ins Mittelfeld der Tabelle absetzen. Die größeren Sympathien in der Abstiegsfrage gehören auf jeden Fall den Hachingern, während dem Team aus der Lausitz weiterhin der Makel einer "Klopper" – und "Fußballverhinderungs"- Elf anhängt. Unvergessen bleiben auch die Aufstiegsspiele in die zweite Liga, die die Cottbuser vor vier Spielzeiten gegen die Elf von Hannover 96 bestritten. Dort kam es nicht nur zu hässlichen Verbalattacken der Energie-Anhänger, sondern auch zu einem zweifelhaften Ausfall der Flutlicht-Anlage, dem nach wie vor der Makel der Manipulation anhängt. Auch Cottbus-Trainer Geyer verbringt die meiste Zeit auf der Tribüne, und nicht am Spielfeldrand bei seiner Mannschaft. Dennoch scheint die Ausgangssituation der Cottbuser ungleich günstiger, als die der Hachinger zu sein, da diese doch gegen Noch-Titelaspirant Schalke 04 bestehen müssen.

Der Kampf um die Plätze, die zur Teilnahme an einem der beiden internationalen Wettbewerbe berechtigen sind derweil ebenso heiß entbrannt. Während die Borussia aus Dortmund sich sogar noch berechtigte Hoffnungen auf einen eventuellen zweiten Platz machen kann und die Qualifikation zur Champ-League bereits in der Tasche hat. Auch Bayer Leverkusen scheint den Sprung in die Königsklasse fast sicher zu haben, dennoch wird der Kopf von Trainer Berti Vogts weiterhin zur Disposition gestellt. Nicht wenige spekulieren darauf, dass er am nächsten Spieltag seinen Abschied als Trainer der Bayer-Elf geben wird. Sein Konzept mit einem mehrköpfigen Trainerstab (u.a. Harald "Toni" Schumacher und Pierre Littbarski) scheint damit ebenso gescheitert zu sein. Damit dürfte sich der schwergewichtige Bayer-Manager Calmund erneut auf Trainersuche begeben, nachdem man sich gerade erst von Daum trennen musste und in Berti Vogts den "Wunsch-Trainer" gefunden zu haben schien.

Der Kampf um die UEFA-Cup-Plätze stellt sich als besonders heikel dar. Hertha BSC scheint in diesem Jahr mit dem finanziell etwas weniger attraktiven "Messe-Pokal" vorlieb nehmen zu müssen. Überraschungsmannschaft Freiburg kann aus eigener Kraft den sechsten Platz erreichen und sich somit selbst für den attraktiven Offensivfußball der letzten Wochen belohnen. Der 1.FC Kaiserslautern hingegen muss auf die Hilfe der Konkurrenz hoffen und droht diese Saison leer auszugehen. Grund dafür sind die zuletzt katastrophalen Auftritte (als Höhepunkt auch das peinliche Ausscheiden gegen den spanischen Vertreter Alaves im UEFA-Cup). Werder Bremen kann sich ebenfalls noch geringe Hoffnungen auf eine Teilnahme am internationalen Wettbewerb machen. Notfalls müssten sie auf den ungeliebten UI-Cup ausweichen. Besondere Hoffnungen ruhen dabei insbesondere auf den Schultern von Tor-Garant Claudio Pizarro, der u.a. von Borussia Dortmund und den Münchner Bayern umworben wird. Zwischen eben diesem Pizarro, dem Hamburger Barbarez und dem Schalker Sand ist derweil ein heißer Kampf um die Torjäger-Krone entbrannt.

Auch die Saisonplanung läuft bei den Bundesliga-Klubs bereits auf Hochtouren. Insbesondere die Top-Klubs Bayern und Dortmund scheinen bereits an der einen oder anderen Verstärkung zu arbeiten. Während die Bayern bereits den Leverkusener Robert Kovac und den Stuttgarter Pablo Thiam unter Vertrag nehmen konnten, feilen die Dortmunder zur Zeit an der Verpflichtung des tschechischen Angreifers Koller und des peruanischen Stürmers Pizarro von Werder Bremen. Auch die Bayern machten hier – wie bereits erwähnt – ihre Ambitionen deutlich. Zudem wollen sie bereits zur kommenden Spielzeit Niko Kovac (Roberts Bruder) und gegebenenfalls Sebastian Deisler aus deren Verträgen herauskaufen. Die finanziellen Mittel dürften nach dem Einzug ins Finale der Champions-League (ca. 80 Millionen Mark Einnahme) und der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft absolut vorliegen. Gerüchten zufolge soll der Sportartikel-Hersteller Adidas an einem Einstieg beim FC Bayern interessiert sein. Summen von bis zu 150 Millionen Mark machen die Runde. Es bleibt abzuwarten, wie viel Wahrheitsgehalt tatsächlich in diesen Gerüchten steckt.

Die zweite Liga sorgt ebenfalls für viel Gesprächsstoff. Während der Kampf um die ersten zwei Aufstiegsplätze entschieden ist (Nürnberg als Meister, Mönchengladbach als Zweiter), liefern sich nun der FC St.Pauli und Waldhof Mannheim einen spannenden Zweikampf um den dritten Platz. St. Pauli musste dabei gegen Hannover 96 zwei wichtige Punkte lassen und nun mit dem Makel leben gegen Tabellenführer Nürnberg punkten zu müssen. Wie es auch kommen mag, die erste Liga wird durch den Aufstieg der in Frage kommenden Teams auf jeden Fall bereichert. Gerade Nürnberg und Gladbach sind Traditionsmannschaften, die zuletzt ein fester Bestandteil der höchsten deutschen Spielklasse waren und kaum wegzudenken waren. Umso überraschender kam dann der Fall ins Unterhaus.

Um auch einen Funken Lokalpatriotismus durchscheinen zu lassen, bleibt auch Dauer-Zweitligist Hannover 96 zu erwähnen, die auch in diesem Jahr wieder sang- und klanglos ihre Chance auf den Aufstieg verspielten. Hielt man sich zur Winterpause noch auf einem aufsichtsreichen vierten Platz, rutschte man mit Beginn der Rückrunde immer weiter ab und steht nun auf einem enttäuschenden elften Tabellenplatz. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Entlassung von Trainer Horst Ehrmantraut als die richtige Maßnahme heraus stellt. Als Nachfolger – bisher leitete der bisherige Co-Trainer Stanislaw Levy das Training – ist nun der umstrittene und zuletzt glücklose Ralf Rangnick im Gespräch, der zuletzt beim VfB Stuttgart entlassen wurde. Überschattet wurden die letzten Wochen zudem vom Fehlverhalten von Mittelfeldspieler Michél Dinzey, der nach einer angeblichen Hass-Tirade gegen Trainer Ehrmantraut suspendiert und schließlich fristlos entlassen wurde. Nun steht den 96ern zu allem Überfluss ein Rechtsstreit ins Haus.

Auch nächste Woche werde ich Euch – pünktlich zum Saisonabschluss – wieder auf dem laufenden halten. Nachstehend noch der Tip der Woche mit dem vermeintlichen Endstand der Bundesliga-Tabelle. Über Eure Tips für den letzten Spieltag, sowie für Lob und Tadel bin ich jederzeit dankbar.

Tipp – 34. Spieltag 1. Bundesliga: Tabellenendstand:

Hamburger SV

-

Bayern München

1 : 2

1.

Bayern München

63 : 37

65

Weder Bremen

-

Hansa Rostock

2 : 0

2.

Schalke 04

63 : 33

62

Borussia Dortmund

-

1.FC Köln

3 : 0

3.

Borussia Dortmund

62 : 39

60

Schalke 04

-

Unterhaching

3 : 1

4.

Bayer Leverkusen

56 : 40

57

Eintracht Frankfurt

-

VfB Stuttgart

1 : 1

5.

SC Freiburg

53 : 37

55

SC Freiburg

-

VfL Wolfsburg

3 : 1

6.

Hertha BSC Berlin

58 : 53

54

Bayer Leverkusen

-

VfL Bochum

3 : 0

7.

Werder Bremen

52 : 48

53

Kaiserslautern

-

Hertha BSC Berlin

1 : 1

8.

Kaiserslautern

50 : 54

51

1860 München

-

Energie Cottbus

1 : 1

9.

Wolfsburg

60 : 43

47

10.

1.FC Köln

56 : 52

45

11.

1860 München

44 : 55

45

12.

Hansa Rostock

34 : 46

43

13.

Hamburger SV

58 : 59

40

14.

VfB Stuttgart

42 : 48

39

15.

Energie Cottbus

38 : 53

37

16.

Unterhaching

33 : 57

35

17.

Eintracht Frankfurt

40 : 68

33

18.

VfL Bochum

30 : 69

27