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Der 34. Bundesligaspieltag -
German League match day 34 (Season 2000/2001)
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Die Bundesliga hat ihr Ende erreicht – und das mit einem wahrhaftigen Herzschlagfinale. Wer die Ereignisse des letzten Spieltages für eine wahre Nervenzerreißprobe hielt, dem konnte an diesem Wochenende selbst mit den besten Herztropfen nicht mehr geholfen werden. Innerhalb von vier Minuten wendete sich das Blatt noch zu Gunsten des FC Bayern, der damit abermals in der Schlussphase eines Spiels noch die Ereignisse zu seinen Gunsten wenden konnte. Doch die Sympathien dieser Meisterschaft gehören den Schalkern, die durch ein wahres Tal der Tränen waten mussten. Von Beginn des 34. Spieltages an kam der deutsche Fußballfan voll auf seine Kosten, und konnte sich auf das vielleicht spannendste Saisonfinale aller Zeiten freuen. Die Ausgangssituation war folgende: Wollte der FC Schalke noch Meister werden, so musste gegen die Spielvereinigung aus Unterhaching ein Sieg her, die Bayern mussten ihrerseits ihr Gastspiel beim Hamburger SV verlieren. Doch zunächst sah es ganz und gar nicht danach aus. Schnell lagen die Schalker mit 0:2 gegen Abstiegskandidat Haching in Rückstand, und auch die eisernsten Optimisten glaubten nicht mehr an einen Titelgewinn. Doch mit einem schnellen Doppelschlag in der Schlussphase der ersten Halbzeit schlugen die Schalker zurück und glichen auf 2:2 aus. Derweil stand es in Hamburg weiter 0:0, wo sich die Bayern darauf verlegten ein Unentschieden zu sichern, und somit den nötigen Punkt für den 17. Meistertitel einzufahren. Nun folgten spektakuläre 45 Minuten, die keinem so schnell aus dem Sinn gehen werden. Abermals gerieten die Gelsenkirchener in Rückstand, wodurch sich auch Unterhaching die Option auf einen Klassenerhalt sichern konnte. Allerdings waren auch sie von den Taten anderer abhängig. So hoffte man in dem kleinen Münchener Vorort auf den TSV 1860 München, der es zu Hause mit Abstiegskonkurrent Energie Cottbus zu tun bekam. Doch zunächst zurück zum Titelrennen. Wiederholt gelang dem S04 der Ausgleich, und nun schienen alle Dämme zu brechen. In der Schlussphase erhöhte man noch auf 5:3, tat damit das seine für einen möglichen Titelgewinn und schoss die Hachinger damit unrettbar in die Tiefen der zweiten Bundesliga. Alle Augen richteten sich nun auf die Geschehnisse im Hamburger Volksparkstadion, wo man aus Schalker Sicht einen hanseatischen Torerfolg herbeisehnte. Und das Fußballwunder schien tatsächlich seinen Lauf zu nehmen.

Nachdem Hamburger "Fußballfans" den bayrischen Torwart Kahn mit Bananen bombardiert hatten, konnte das Spiel erst mit leichter Verzögerung angepfiffen werden, so dass auf Schalke das Spiel bereits beendet war, als man in Hamburg noch spielte. So brach auch dort die 90. Spielminute heran und das Unfassbare geschah: Sergej Barbarez, der hanseatische Torjäger vom Dienst, war nach einer Flanke vom Tschechen Marek Heinz plötzlich frei vor Torwart Kahn und überwand diesen mit einem sehenswerten Kopfball. Schnell machte sich die Kunde vom Hamburger Führungstreffer auch in Gelsenkirchen breit und eine Woge der Begeisterung schwappte durch die Arena. Doch allzu voreilig verbreitete sich auch die Kunde von einem angeblichen Ende des Spiels der Bayern – und dies bedeutete nur eines: Schalkes erste Meisterschaft seit 43 Jahren. Selbst die sonst so kühlen Offiziellen konnten sich nun nicht mehr beherrschen und ließen ihrer Freude freien Lauf. Selbst das für den Fall eines Titelgewinns vorbereitete Freudenfeuerwerk wurde bereits abgebrannt. Doch das Spiel in Hamburg war keineswegs beendet. Für viele unverständlich ließ dort Schiedsrichter Markus Merk das Spiel über vier Minuten weiter laufen und ebnete damit den Weg für eine sensationelle Wendung. Während sich halb Fußball-Deutschland schon mit dem neuen Meister Schalke 04 freute, bäumten sich die Münchner noch einmal auf. Angetrieben vom unermüdlichen Oliver Kahn erarbeiteten sich die Bayern in der 95. Spielminute noch eine brandgefährliche Aktion. Der Hamburger Ersatzkeeper Schober (seines Zeichens auch noch aus Gelsenkirchen stammend) nahm einen Rückpass seines Verteidigers Ifalusi mit der Hand auf und sah sich nun mit einem indirekten Freistoss im Strafraum konfrontiert. Zehn Meter vom eigenen Tor entfernt griff sich Abwehrchef Andersson ein Herz und zog knallhart ab. Irgendwie rutschte der Ball tatsächlich durch das Hamburger Bollwerk und traf die freudetrunkenen Schalker damit mitten ins Herz. Das Blatt hatte sich noch einmal gewendet, und plötzlich waren die Münchner wieder oben auf. Alle Verantwortlichen – vom sonst so nüchternen Analytiker Hitzfeld bis zu "Kaiser" Beckenbauer – lagen sich nun in den Armen. Wieder einmal hatten es die Bayern geschafft in der letzten Sekunde eines Spieles das Unmögliche noch möglich zu machen. Doch das Mitgefühl der deutschen Fußballfans galt nun den Schalkern, die von einer Sekunde zur anderen die sicher geglaubte Meisterschale wieder abgeben mussten. Sicherlich boten die Schalker den erfrischenderen, den offensiveren Fußball – dennoch sind die Bayern ein würdiger Meister. Mit Nerven aus Stahl gelang es ihnen trotz einer für ihre Verhältnisse verkorksten Saison (neun Saisonniederlagen) wieder den Platz an der Sonne zu erringen. Doch auch wenn den Schalkern "nur" der zweite Platz bleibt, ist ihnen ein unglaublicher Prestigegewinn sicher, der sich nur schwerlich in Geld aufwiegen lässt. Und auch die direkte Qualifikation zur UEFA-Champions-League dürfte die Verantwortlichen auf Schalke sehr zufrieden stellen. Nicht zu vergessen bleibt auch das DFB-Pokal-Endspiel am kommenden Sonnabend, der den Schalkern immerhin noch die Möglichkeit auf den Gewinn eines Titels einräumt. Die Bayern hingegen blieb nichts anderes übrig, als die Meisterschaftsfeier in überschaubaren Kreisen zu belassen, denn schon am Mittwoch winkt ihnen beim vermeintlichen Saisonhöhepunkt im ausverkauften Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion der Gewinn der Champions League. Sollte ihnen auch dieses Meisterstück gelingen, so sind sie endlich am Ziel ihrer Träume und endgültig fest im Kreise der europäischen Top-Klubs installiert.

Durch die Niederlage der Hachinger wurde auch die Frage nach dem dritten Absteiger (nach Bochum und Frankfurt) endgültig beantwortet. Zudem gelang der Cottbusern ein Sieg bei den zahnlosen Löwen von 1860 München. Die Ereignisse dieses unvergesslichen Spieltages zogen auch am Tag danach noch ihre Konsequenzen. Während die Schalker noch immer mit der Aufarbeitung der Ereignisse des Vortages beschäftigt waren, konzentrierten sich die Bayern bereits auf das angesprochene Endspiel in der Champions-League. Doch so richtig interessant wurde es noch einmal in Leverkusen. Ex-Bundestrainer Vogts wurde nach seinem kurzen Intermezzo bei der Werkself entlassen und wird eine Abfindung von etwa drei Millionen Mark kassieren. Nach der wiederum wenig überzeugenden Leistung gegen Absteiger VfL Bochum (1:0) entschied sich die Führungsebene der Bayer-Elf (allen voran Rainer Calmund) gegen Trainer Vogts und für einen Neuanfang unter einem neuen Trainer, vermutlich der hoch gehandelte Klaus Toppmöller. Mit dem Aus für Vogts kam auch das Ende des vorher hoch gepriesenen Trainerstabes. Neben Vogts verlassen auch die Co-Trainer Littbarski und Rolff den Verein.

Am erfreulichsten war auch am letzten Spieltag wieder die Leistung des SC Freiburg, die sich mit 4:1 gegen den VfL Wolfsburg durchsetzten und dabei zeitweise hochklassigen Fußball boten. Allen voran der russische Nationalspieler Vladimir But, der kürzlich von Borussia Dortmund in die Breisgau wechselte. Damit war den Freiburgern ein UEFA-Cup-Platz nicht mehr zu nehmen. Den zweiten Platz, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigt, wird von Hertha BSC Berlin besetzt, die sich mit 1:0 gegen den 1.FC Kaiserslautern durchsetzen konnten. Damit bleiben die Lauterer in der kommenden Spielzeit ohne Beteiligung an einem europäischen Wettbewerb, da sie sich auch nicht für eine Teilnahme am UI-Cup meldeten.

Den letzten Aufstiegsplatz in die erste Bundesliga konnte sich der FC St. Pauli durch einen 2:1-Sieg bei Tabellenführer 1.FC Nürnberg sichern. Zwar konnte sich Mit-Konkurrent Waldhof Mannheim durch einen eindrucksvollen 4:0-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 zunächst alle Optionen offen halten, jedoch wurden die Hoffnungen nicht erfüllt. Der 1.FC Nürnberg legte zudem offenbar nicht mehr die letzte Konsequenz zu Tage, die man zu einem Erfolg gegen St. Pauli benötigt hätte; stand man doch bereits seit einigen Spieltagen als Aufsteiger fest.

Zu guter letzt noch ein kurzer Blick auf die 96er aus Hannover, die sich zumindest im letzten Spiel mit einem versöhnlichen 2:1 gegen Greuther Fürth von den Fans verabschieden konnten. Der tschechische Nachwuchsstar Kaufman erzielte beide Treffer. Jedoch müssen sich die Hannoveraner wie sie oft auch diesmal mit dem Gedanken anfreunden, dass sie wohl auch zur kommenden Saison wieder zwei ihrer Leistungsträger verlieren werden. So steht sowohl der Star der Mannschaft, Jan Simak, als auch der oben genannte Jiri Kaufman auf der Einkaufsliste mehrere Klubs. Vor allem der VfL Wolfsburg scheint seine Fühler nach den beiden Tschechen ausgestreckt zu haben. Es bleibt abzuwarten, ob Hannover 96 auch diese beiden Abgänge verkraften wird. Ein Aufstieg scheint jedenfalls auch in der kommenden Saison als eher utopisch zu betrachten sein.

Rückblickend lässt sich eine der spektakulärsten, aber auch – fußballerisch gesehen – enttäuschenden Spielzeiten festhalten. Für den Fußballfan war die Saison selten so spannend wie in diesem Jahr. Dennoch gab es keinen Topklub, der das Geschehen durchgehend bestimmen konnte – viel zu unkonstant und wankelmütig waren die Leistungen der sogenannten Top-Klubs. Bayern, Dortmund, Leverkusen – sie alle enttäuschten immer wieder und konnten ihren Ansprüchen nur selten gerecht werden. Herauszuheben bleiben die Schalker und die Freiburger, die für ihren mutigen Offensivfußball mit aussichtsreichen Liga-Positionen belohnt wurden.

Freuen wir uns also auf eine hoffentlich ebenso abwechslungsreiche und spannende Saison 2001/02, die allerdings mit ein wenig mehr Konstanz der Top-Klubs aufwarten kann.